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Manga Day 2022 in Gersthofen / Augsburg

Diana Zapf-Deniz

Der erste Manga Day in Deutschland und Österreich fand auch im Buchladen in Gersthofen statt. Gerade Jugendliche sind fasziniert von der Manga Welt. Cosplayer bereicherten das Event.

Drei Cosplayerinnen stellen Charaktere aus dem Manga Tokyo Revengers dar. Sie stehen vor dem Buchladen in Gersthofen (Landkreis Augsburg).
"J." (v.l.) als Baji, Corinna Schräpel als Chifuyu und Julia Cipriano als Draken sind Cosplayerinnen, die Charakteren aus dem Manga Tokyo Revengers darstellen.

„Konnichiwa“ (jap. Guten Tag) grüßt Cosplayerin „Tanilena“ alias Ramona Basello aus Augsburg freundlich in die Runde, als sie zum Buchladen nach Gersthofen kommt. Hier haben sich am Samstag zur Premiere des Manga Days in Deutschland und Österreich Manga-Fans jeden Alters eingefunden. 749 Buchhandlungen haben sich beteiligt. Der Manga-Tag ist, ähnlich wie der Gratis Comic Tag, der seit 2010 jährlich im Mai stattfindet, eine Gemeinschaftsaktion von acht Verlagen.


Inhaberin Sabine Engel-Seemiller von „Der Buchladen“ hatte die zündende Idee, den Manga Day auch in Gersthofen zu zelebrieren. „Wir haben im letzten Jahr September angefangen, Mangas in unser Programm aufzunehmen und haben für unsere Größe ordentlich was da“, berichtet die Buchhändlerin. „Mit Mangas bringt man die Jugend zum Lesen und plötzlich kommen wieder viele Jugendlichen in unsere Buchhandlung.“ Gerade in der Coronazeit habe die Nachfrage nach Mangas extrem zugenommen. Damit nicht einfach nur die 25 Manga Day Sonderproduktionen, von denen Engel-Seemiller je zehn Stück auf Lager hatte, verschenkt werden, wollte sie ein Event daraus machen. Gesagt. Getan.


Mehrere Manga Sondereditionen liegen auf einem Biertisch, u.a. Kitaro von Shigeru Mizuki.
25 Sondereditionen gab es kostenlos anlässlich des Manga Day 2022. Die etwa 40 bis 50 Seiten starken Manga-Büchlein sind insbesondere für Jugendliche ansprechend gestaltet.

Sie nahm Kontakt mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) in Augsburg und Schwaben auf. Geschäftsführer Rainer Völlmerk und Sabrina Korti waren sofort begeistert, sagten zu und mobilisierten ähnlich beim Japanischen Frühlingsfest im Botanischen Garten Augsburg die Cosplay-Szene. Japanische Snacks und Getränke inklusive. Korti ist 28 Jahre und war bereits in Japan. Um Mangas kommt man nicht herum. „Die Jugend heute findet es eher ungewöhnlich, wenn jemand kein Manga kennt oder mag.“ An einem Biertisch überhäuft mit den Sondereditionen sitzen ausschließlich junge Mädchen. Nadja (12) und Johanna (13) haben sich lange auf den Tag gefreut. Sie kommen aus Langweid. Johanna schwärmt: „Die Mangas sind so toll. Man bekommt viel von der Kultur Japans mit, z.B. was dort gegessen wird.“ Nadja ist der Meinung, dass „europäische Comics oft eher für Kinder“ sind. Mangas seien dagegen für jedes Alter und es gibt viele verschiedene Genres. „Fantasy finde ich spannend. Romance eher langweilig, weil das eher in der normalen Welt spielt.“ Sie lieben den Manga „Colette“, ein Mädchen, das in der Unterwelt landet. Die japanische Mythologie mache für sie den Reiz aus.


Zwei Cosplayerinnen posieren für das Foto.
Ramona Basello als "Miyako" aus Kamikaze Kaito Jeanne (links) und Tamara Schmidt als "Robin" aus Fire Emblem.

Die eingangs erwähnte „Tanilena“ hat ein gelb-grünes Schulmädchen-Kostüm an und eine lilafarbene Perücke. „Ich gebe den Charakter Miyako aus dem Manga Kamikaze Kaitou Jeanne. Daniela Riesinger ist extra aus Ingolstadt angereist. Die Cosplayer kennen sich untereinander. Sie ist „Yor Forger“ aus der Spy x Family. „Ich kann mich mit der Figur richtig identifizieren und wollte sie unbedingt cosplayen“, schwärmt die 30-Jährige, die seit 20 Jahren Mangas liest und sammelt. Die meisten Cosplayerinnen an diesem Tag sind zwischen 24 und 29 Jahre alt und begeisterte Manga-Leserinnen. Sie alle sind gekommen, um den Manga Day zu unterstützen.

Zwei Mädchen stöbern in der Manga-Abteilung des Buchladens.
Nora und Helena stöbern in der Manga-Abteilung im Buchladen Gersthofen. Gerade Nora (rechts) liebt es, regelmäßig hierher zu kommen. Denn Mangas in der Hand zu halten ist für sie viel besser als online.

Die 14-jährigen Zwillinge Sonja und Julia aus Stettenhofen stöbern fasziniert in den Neuerscheinungen. Im Laden halten sie zudem nach ihren Lieblingsbänden von „Haikyu!!“ Ausschau. „Es gibt 45 Bände und ich will sie alle haben“, lacht Sonja. Da entdecken sie beide unterhalb des Regals „A Silent Voice“ und berichten: „Das ist so traurig. Wir haben so geweint.“ Es geht um ein taubes Mädchen, das gemobbt wird.

Sven Biesinger aus Gersthofen holt für seinen 11-jährigen Sohn Mangas ab. Er war zu Beginn skeptisch. Doch sein Sohn habe ihn überzeugt. „Ich finde es erstaunlich, wie sich mein Sohn und seine Freunde komplexe, anspruchsvolle Dinge aus den Mangas merken. Die Kids gehen förmlich darin auf.“ Zudem habe sein Sohn eine strukturierte Büchersammlung samt Figuren. „Früher gab es „Das lustige Taschenbuch“ mit Micky Maus oder Asterix und Obelix“, denkt er an seine Kindheit zurück. „Obelix hatte Hinkelsteine und bei Mangas haben sie Feuerbälle. Majestix kommt auf einem Schild und die Helden in Mangas auf Gaswolken.“ Es sei für ihn nichts anderes. „Bei uns war es nur eher liebevoll und harmlos dargestellt.“ Während bei Tom und Jerry nach einem Kampf am Ende trotzdem alle munter waren, würden bei Mangas Charakteren auch sterben. Deshalb entsprächen für ihn Mangas mehr der Realität.

Die Bücher der Mangareihe Naruto
Naruto ist eine erfolgreiche Mangareihe von Mangaka Masashi Kishimoto

Corinna Schräpel ist aus Karlsruhe angereist und hat sich mit Julia Cipriano und „J.“ aus Augsburg in Gersthofen verabredet. Das Trio gibt die „Tokyo Revengers“ Charaktere „Draken“, „Baji“ und „Chifuyu“. „Das ist ein sehr bodenständiger Anime, denn es geht um Bikergangs die sich ausbreiten und pöbeln“, erklären sie. „Sehr ernst mit den Themen Freundschaft, Mord, Suizid und Verlust. Wie im echten Bandenleben.“ Deshalb sei „Tokyo Revengers“ auch erst ab FSK 16. Ein bisschen Zeitreisen sei auch dabei. „Wir sind die Tokyo Reisfeld-Gang, denn das japanische Manji Symbol wird in Deutschland zensiert und durch ein Quadrat-Zeichen mit vier Quadraten ersetzt“, weiß Cipriano. Das Manji Symbol sei im Buddhismus ein Glücks- und Friedenssymbol. Sie kennen sich genau aus und stehen hinter der Zensierung, denn das Symbol sei ein gespiegeltes Hakenkreuz.

Die Töchter von Engel-Seemiller, die 15-jährigen Zwillinge Nora und Helena, genießen den Manga Day sehr und helfen tatkräftig mit. Sie beraten zudem kompetent und sind selbst Manga Fans. „Das ist hochwertiges Zeichnen für relativ wenig Geld, denn die Hefte kosten zwischen 7 und 8 Euro.“ Nora liebt Boy´s Abyss. „Ich mag die düstere Storyline.“ Für sie steht auch bald der Japan-Austausch an, worauf sie sich unglaublich freut.

Jugendliche, die im Stehen Mangas lesen.
Mangas bringen die Jugend zum Lesen.
 

Manga steht in Japan für Comics. Die Figuren der Bildgeschichten haben oftmals große Augen und haben eine niedliche nahezu kindliche Ausstrahlung. Mangas machen über ein Drittel aller Druckerzeugnisse in Japan aus und weltweit sind Mangas der größte Comicmarkt.


Die Leserichtung bei Mangas ist, wie in Japan üblich, von hinten nach vorne und von rechts nach links. Sie sind meist Schwarz-Weiß. Die Story-Mangas erstrecken sich über tausende Seiten, zahlreiche Bände und viele Jahre.


Mangaka werden die Autoren genannt. Anime sind Animationsfilme, die in Japan produziert werden und sind das Pendant zum Manga.

Der Begriff Cosplay setzt sich aus den Worten costume und play zusammen – ein Kostümspiel also. Cosplayer stellen gerne Figuren aus Mangas und Anime nach und cosplayen/verkörpern sie.


In Deutschland bekannte Mangas und Animes sind Naruto (1999 bis 2014 von Masashi Kishimoto), Dragon Ball (seit 1984 von Akira Toriyama), One Piece (seit 1997 von Eiichirō Oda mit 100 veröffentlichen Bänden auf dem deutschsprachigen Markt und weltweit rund 500 Millionen verkaufte Exemplare – der erfolgreichste Manga überhaupt) aber auch Chihiros Reise ins Zauberland (2001 von Mangaka Hayao Miyazaki; der meistausgezeichnete Zeichentrickfilm weltweit), die beliebten Kinderserien und Animeklassiker „Heidi (1974 von Mangaka Hayao Miyazaki und Regisseur Isao Takahata), Marco (1976), Perrine (1978), Tao Tao – Tiergeschichten aus aller Welt (1983), Anne mit den roten Haaren (1979) sowie die berühmten Taschenmonster Pokémon (seit 1997 von Satoshi Tajiri).


Der „Gott des Manga“, der sowohl Mangas als auch Animes wie wir sie heute kennen maßgeblich geprägt hat ist Osama Tezuka. Von ihm stammen Astro Boy und Black Jack.

In Japan gibt es spezielle Mädchenmangas. Revolutioniert habe es weibliche Comiczeichnerinnen ab 1969. Sie nannten sich die „Gruppe der 24er“. Mangas weckten die Comiclust bei Mädchen auf der ganzen Welt, wie beispielsweise Sailor Moon der japanischen Zeichnerin Naoko Takeuchi.


Shōjo-Manga ist für weibliche, Shōnen für männliche Jugendliche. Kodomo für Kinder, Seinen für Männer und Josei, auch Ladies Comic genannt, für Frauen.

 

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​© 2024 Diana Zapf-Deniz

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